Gastbeiträge
Nun sind sie also zu, die Türen. Alle!!! Ohne Ausnahme. Keine Fluchtmöglichkeiten, keine Hintertürchen, kein Entrinnen mehr, alle Hoffnung hat sich zerschlagen.
Es liegt schon ein paar Tage zurück und eigentlich erfasse ich wohl noch immer nicht in vollem Umfang was geschehen ist, finde gar keine Worte, um zum Ausdruck zu bringen wie es mir geht, wie sich meine Situation anfühlt…Mit dem Rücken an der Wand, das trifft es wohl am Besten.
Nein, das was so vielversprechend war hat sich nicht bewahrheitet. Die freundliche und wirklich sehr bemühte Onkologin konnte ihr Versprechen wohl nicht halten, es wird keine Therapie geben. Keine weitere Behandlung, keine weitere Diagnostik….erst nach dem Virus ….“Ich bin mit ihrem „behandelnden“ Onkologen überein gekommen, sie brauchen das derzeit nicht . Uns fehlen die harten Fakten, eine weitere Behandlung würde das Risiko erhöhen, wenn wir das so entscheiden haben sie das so zu akzeptieren, machen sie doch nicht immer die Ärzte verantwortlich“
Plötzlich? !Vor noch einer Woche waren die Befunde noch ausreichend….die Behandlung noch klar…
Ja, es musste nicht ausgesprochen werden, dass es da um andere Dinge, denn um medizinische Daten und Fakten ging. Denn davon, dass mein „behandelnder“ Onkologe keinen weiteren Bedarf sah sich der Sache anzunehmen, mich wochenlang hat sitzen lassen, zuvor schon Türen verschlossen hat, wo er sie eigentlich hätte öffnen sollen?! Nein, davon war nicht die Rede. Und die Chance mich zu erklären ? Die gab es nicht. Und offen gestanden, ich hätte es auch nicht mehr gekonnt, nicht in diesem Moment, nicht in dieser Schocksituation …. da war nur noch Starre, absolute Sprachlosigkeit…
Konflikte, ja die gab es …durchaus!!!! Da wurden Dinge übersehen und von mir thematisiert, Sachverhalte kritisch in Frage gestellt. Aber niemals, niemals auf dem Hintergrund irgend jemandem schaden zu wollen. Immer und ausschließlich auf dem Hintergrund die so dringend benötigte Hilfe zu bekommen. Und ausnahmslos mit vollem Verständnis für die schwierige Situation meines Gegenübers
Ja, die Nerven wurden dünner. Die Kommunikation mit jeder Türe die verschlossen wurde, für mich schwieriger. Anstrengender, mehr von Angst besetzt . Aber trotzdem noch immer voller Vertrauen in die Menschlichkeit, noch immer vom Wunsch nach einer guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit beseelt … aber verstanden? Verstanden wurde dies wohl ganz offensichtlich nicht.
Und jetzt?! Jetzt ist es also besiegelt, mein Schicksal. Gemäß der deutschen Gesellschaft für Rheumatologie ist eine konsequente Behandlung der Grunderkrankung der beste Schutz davor, dem Virus nicht zu erliegen (falls dies überhaupt möglich sein sollte!!), Krankheitsschübe die mit Cortison behandelt werden müssen, sollten vermieden werden. Ich bin an einer Autoimmunerkrankung erkrankt, habe ein Lymphom (welches nicht vollständig abgeklärt ist) eine schwere Lymphopenie, welche deutliches Anzeichen für Krankheitsaktivität ist und eine Lungenbeteiligung. Seit Dezember bereits versuche ich die Erkrankung mit (sau-) mäßigem Erfolg mittels Cortison in Schach zu halten. Ich bin ein gefundenes Fressen für den Virus….
Wie komme ich mit der Situation klar? Ich hab keine Ahnung. Ich weiß lediglich, dass der Druck in der Familie steigt. Wir haben keine Möglichkeit uns vollständig zu isolieren, bislang noch keine Möglichkeit gefunden an Lebensmittel zu kommen ohne einkaufen zu gehen, da wir auf dem Land leben. Nach meinen Eltern kann ich nicht schauen, aufgrund des Infektionsrisikos für beide Seiten. Die Angst hat einen festen Platz in unserer Familie erhalten, die Belastung welche ohnehin schon seit Jahren vorhanden ist steigt, keiner kann mehr ausweichen….
Ja, die Türen sind nach allen Seiten fest verschlossen… Behandlung ist für eine unüberschaubare Zeit nicht mehr in Sicht, denn in der Zwischenzeit sind sämtliche Ambulanzen angehalten keine Patienten mehr von außen anzunehmen. So zumindest die Vermutung meines Hausarztes …
Nun ist es wohl also besiegelt. Freiheit und Eigenbestimmung eingetauscht gegen Fremdbestimmung und Klaustrophobie
Ich kann nur noch hoffen, hoffen darauf, dass es irgendwann auch bei uns nochmal Frühling werden wird….